Aloe vera
Aloe vera ist eine Blatt-Sukkulente mit dicken, saftreichen Blättern. Die Pflanze aus der Familie der Affodillgewächse (Asphodelaceae) stammt aus dem Orient, wird aber heute weltweit in subtropischen und tropischen Ländern kultiviert. Die Gattung Aloe umfasst noch rund 600 andere Arten, von denen einige ebenfalls als Heilpflanzen genutzt werden (Aloe marlothii und Aloe ferox). Aloe vera beinhaltet Im Schwammgewebe der Blätter zahlreiche phytomedizinische Wirkstoffe, die die Pflanze auch (mit Einschränkungen) als Adaptogen ausweisen.
Wegen dieser „Doppelwirkung“ können Aloe-vera-Präparate äußerlich und innerlich angewendet werden Aloe vera hilft angeblich aufgrund der adaptogenen Eigenschaften dabei, besser gegen Stress gewappnet zu sein.
Ich sage „angeblich“, da ein echtes Adaptogen sich vor allem dadurch auszeichnet, dass man es über einen längeren Zeitraum einnehmen kann, ohne unerwünschte Wirkungen zu erhalten. Auf die Kapseln und die Trinksäfte von Aloe vera trifft dies möglicherweise nicht zu. Hier sollte die orale Einnahme nicht länger als zwei Wochen dauern, da ein gewisses kanzerogenes und genotoxisches Risiko besteht. Diese Vorsichtsmaßnahme erscheint mir angebracht, obwohl in Studien schon 600 mg Aloe-vera-Extrakt täglich über zwei Monate gegeben wurden.
Inhaltsstoffe
Aloe vera enthält etwa 75 Nährstoffe und rund 200 aktive Verbindungen. Zu den pytomedizinischen Wirkstoffen zählen Lignin, Saponine, Salicylsäuren, antioxidative Polyphenole, Sterole und 12 Anthrachinone (Verbindungen, die von der IARC als potentiell krebserzeugend eingestuft wurden, aber einen Teil der schmerzlindernden und antibiotischen Wirkung ausmachen). Außerdem liefert die Pflanze Campesterin, β-Sisosterin und Lupeol sowie die Hormone Auxine und Gibberelline, die bei der Wundheilung helfen und entzündungshemmend wirken.
Das Schwammgewebe der Blätter enthält Polysaccharide wie Glucomannane (die gut für die Darmgesundheit ist und das Immunsystem stärkt). Die Einfachzucker Mannose und Glucose sind ebenfalls enthalten sowie essenzielle Aminosäuren, Fettsäuren und die Mineralien Calcium, Kalium, Magnesium, Eisen und einige Spurenelemente. Aloe vera ist daneben eine Quelle der Vitamine A, C, E, B9 und B12, das sonst in Pflanzen nicht vorkommt. Hinzu kommt die leberentfettende Verbindung Cholin.
Anwendungsgebiete
Aloe vera wird äußerlich als Gel und innerlich als Saft angewendet. Beides wird aus den Blättern der Pflanze gewonnen.
Die Blattschale soll bei der Herstellung sauber vom Saft des Schwammgewebes getrennt werden. Ob das immer gelingt, hängt von den angewendeten Extraktions-Verfahren ab. Deswegen sollten gerade für die orale Einnahme nur Qualitätsprodukte verwendet werden.
Oraler Anwendung
Zeitlich begrenzt kann Aloe vera bei Verstopfungen oder anderen Indikationen eingenommen werden. Es gibt auch Zubereitungen (zum Beispiel als „Trinkgel“), die zur Senkung zu hohen Blutfettwerten und für die Linderung beim Reizdarmsyndrom gedacht sind. Eine Studie spricht sogar von einer Verbesserung der mentalen Verfassung bei Morbus Alzheimer.
Zur Blutzuckersenkung bei Typ-2-Diabetes gab es Studien, die gezeigt hatten, dass zweimal 300 mg Gel in Kapselform pro Tag über die Dauer von acht Wochen zu einer deutlichen Senkung des Nüchternblutzuckerspiegels und des HbA1c und auch des Gesamtcholesterins geführt haben.
Trotz dieser „guten Nachricht“ denke ich, dass es für Diabetiker bessere natürliche blutzuckersenkende Substanzen gibt als Aloe vera, vor allem im Hinblick auf die zuvor eingeblendeten Beschränkungen.
Äußerliche Anwendung
Die äußerliche Anwendung mithilfe des Gels bezieht sich in erster Linie auf Hautsymptomatiken. Hierzu gehören Verbrennungen, Wunden, Reizungen der Haut und Psoriasis. Ein länger andauernder Einsatz von Aloe vera kann raue und rissige Haut geschmeidiger und weicher machen, weil der Haut Feuchtigkeit zugeführt wird.
Alkoholextrakte von Aloe vera haben sich bei beziehungsweise gegen Psoriasis bewährt. Es gibt eine Studie, die hier eine rund 82-prozentige Reduktion von Symptomen gezeigt hat. Dabei reduziert das Gel auch die Verhornung der oberen Hautschichten (Orthokeratose). Eine andere Arbeit dokumentiert eine Linderung der Beschwerden bei 60 % der Teilnehmer.
Die wundheilenden Eigenschaften beruhen auf desinfizierenden Wirkungen von Aloe vera, kombiniert mit antibakteriellen, antiviralen, antimykotischen und entzündungshemmenden Eigenschaften. Glucomannane sollen Studien zufolge die Teilung von Hautzellen nach Verletzungen erhöhen und die Produktion von Kollagen steigern.
Neben gekauften Präparaten können auch einfach die Blätter der Aloe vera verwendet werden. Dabei wird die kranke Hautstelle mit der Schnittfläche eines abgetrennten Blattes bestrichen.
Aloe vera und Nebenwirkungen?
Auch bei der äußerlichen Anwendung kann es zu unerwünschten Wirkungen kommen, wie zum Beispiel Brennen auf der Haut, Juckreiz und allergische Dermatitis. Vor allem Allergien gegen Aloe vera sind bekannt. Zu beachten ist hier die Kreuzallergie zu Lauchgewächsen wie Zwiebeln und Knoblauch.
Daher ist es empfehlenswert, vor einer Anwendung einen Hauttest an einer kleinen Stelle durchzuführen und abzuwarten, ob sich hier allergische Hautveränderungen zeigen. In einem solchen Fall ist von einer äußerlichen und erst recht oralen Anwendung abzusehen.
Einmal aufgetretene allergische Hautveränderungen durch Aloe vera sind glücklicherweise reversibel, sofern man den Gebrauch einstellt.
Wer zu viel Aloe-Saft über einen längeren Zeitraum trinkt, riskiert eine ganze Reihe von Nebenwirkungen. Dazu zählen Hyperämien (Überdurchblutungen) des Unterleibs und Leberschäden. Bei Nierenentzündungen und Hämorrhoiden soll Aloe vera nicht oral aufgenommen werden. Ebenso in der Schwangerschaft, weil Fehlgeburten und Fehlbildungen der Babys drohen.
Auf gar keinen Fall sollten Aloe-Blätter als Lebensmittel dienen, wie dies auf manchen Internetseiten empfohlen wird.
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Dieser Beitrag wurde am 10.01.2023 erstellt und letztmalig am 24.08.2024 aktualisiert.