Die Mariendistel nutzen schon die Ärzte der griechisch-römischen Antike als Heilmittel gegen Gallenerkrankungen.
Vorkommen
Die Heimat der Mariendistel ist die Mittelmeer-Region und Vorderasien. Die Heilpflanze ist heute durch den kommerziellen Anbau auf allen Kontinenten vertreten und mancherorts verwildert anzutreffen. Der bevorzugten Biotope sind sonnige Standorte mit rohen, auch trockenen Böden mit gutem Nährstoffgehalt.
Merkmale
Das ein- bis zweijährige Kraut tritt uns als typische, bis 1,5 m hohe Distel entgegen. Der Korbblütler (Compositae) hat die kennzeichnenden zackig-gelappten, stacheligen Blätter und einen Blütenstand mit rundem Blütenboden und kleinen, violetten Einzelblüten. Die winzigen, schwarzen Früchte sind mit Pappus-Strahlen ausgestattet, die der Windverbreitung dienen.
Verwendete Pflanzenteile (Rohdrogen)
Neben dem Kraut (Cardui mariae herba) werden vor allem die Früchte (Cardui mariae fructus) verwendet.
Inhaltsstoffe und Wirkung
Besonders die Früchte (“Marienkörner“) enthalen Harze, ätherische Öle sowie die Wirkstoff-Fraktion Sylimarin aus Flavonolignanen. Silymarin besteht aus einer Mischung der Isomeren Isosilibinin, Silicristin, Silidianin sowie Silibinin, dem Hauptisomer und aktivem Wirkstoff. Diese Verbindungen entfalten als Antioxidantien die wichtigste Wirkung der Heilpflanze.
Wirkstoffe aus der Mariendistel sind auch Hauptbestandteil des umfassend in Studien erprobten Lebermedikaments Legalon der Firma Madaus, eingeführt 1969, einem oralen Leber-Therapeutikum auf der Basis von Silymarin. Silymarin besteht aus Isomeren (der Flavonoide), einem Extrakt aus der reifen Frucht der Mariendistel (Silybum Marianum), eines Korbblütlers.
Das Medikament ist angezeigt bei toxischen Leberschäden sowie zur begleitenden Anwendung bei chronischen Entzündungen der Leber sowie bei Leberzirrhose. Kurzzeit-Behandlungen sollten Wochen bis einige Monate umfassen; auch Langzeitanwendungen über mehrere Jahre können sinnvoll sein.
Eine prospektive, randomisierte Studie an der großen Universitäts-Frauenklinik Heidelberg beleuchtet den Nutzen der Mariendistel bei Nebenwirkungen der Krebshandlung. Die Studie umfasst 150 mittels Chemotherapie behandelten Brustkrebspatientinnen, um zu belegen, dass diese Präparate Leber, Nieren, Blase sowie weitere Organe vor Nebenwirkungen schützen.
Oberärztin Dr. Cornelia von Hagens, ihres Zeichens Leiterin einer Ambulanz für Naturheilkunde, gliederte ihre Probandinnen in drei Gruppen: Während die erste Gruppe sowohl eine Ernährungs- und Lebensführungsberatung als auch Selen, Silimarit, Bromelain und Solidago enthaltende Präparate erhielt, wurde die zweite lediglich beraten und die dritte mit Informationen zu vitaminreicher Ernährungsweise versorgt.
Die Patientinnen führten Buch über ihr Wohlbefinden, tägliche Unternehmungen und die Einnahme von Medikamenten. Des Weiteren erfragt man in regelmäßigen Gesprächen, wie die Chemotherapie vertragen wird und führte entsprechende Untersuchungen durch.
Insbesondere die Mariendistel soll nicht nur Nebenwirkungen lindern, sondern auch das Wachstum von Tumoren hemmen. Im Tierversuch an der Universität von Colorado zeigte sich, dass Gaben von Mariendistel imstande waren, zuvor über Urethane induzierte Lungenkrebsgeschwulste bei Mäusen aufzulösen. Tiere, die Nahrung erhielten, der das aus der Mariendistel gewonnene Silibinin beigemischt war, hatten kleinere Tumoren und entsprechend weniger diese nährende Blutgefäße.
Die Leber als größte Körperdrüse ist gleichzeitig sein energielieferndes, entgiftendes Stoffwechsel-Zentrum: Sie ist für die Regulation von Hormon-, Vitamin- und Mineralhaushalt zuständig und sorgt für eine gesunde Balance des Kohlenhydrat-, Eiweiß- und Fettstoffwechsels. Die Leber entgiftet Schadstoffe, etwa aus Genussmitteln, Nahrung oder Arzneien sowie körpereigene, schädliche Substanzen, sodass sie über Nieren und Galle ausgeschieden werden können.
Die Gallenflüssigkeit befördert die Verdauung von Fetten im Darmtrakt. Doch das ist längst nicht alles: Die Leber speichert Eisen, Stärke, Vitamine und Spurenelemente und ist wichtig für Immunabwehr und Wundheilung. Krankheitserreger, die durch den Darm aufgenommen wurden, filtert sie genauso, wie sie an einer funktionierenden Blutgerinnung beteiligt ist. Ein Leben ohne gesunde Leber? Kaum vorstellbar.
Doch Alkohol, zu einseitige, fettreiche oder schadstoffbelastete Nahrung und Umweltgifte machen die Leber krank. Auch Medikamentenmissbrauch, genetisch bedingte Stoffwechsel-Defekte, Parasiten- und Virenbefall kann die Leber nicht einfach wegstecken. Und ist dieses Organ einmal erkrankt, kann es sich nicht melden, denn sein Inneres muss ohne Nerven auskommen. Die Leber meldet sich über permanente Müdigkeit, eingeschränkte Vitalität, Beschwerden des Oberbauchs wie Völlegefühl, Blähungen und Übelkeit. Die Leber zeigt sich vergrößert, Erkrankte leiden unter verstärktem Juckreiz.
Silymarin bzw. Silibinin wirkt präventiv als freie Radikale abfangendes Antioxidans und verhindert die Zerstörung der Zellmembran und stabilisiert diese, so dass keine giftigen Substanzen mehr eindringen können. Die Lipidperoxidation wird gestoppt, die Leber bei der Entgiftungsarbeit unterstützt. Die α-Amanitin-Bindungsstellen werden durch Silibinin besetzt.
In die Zellmembranen eingebautes Silibinin verhindert die Aufnahme von Toxinen wie jene des grünen Knollenblätterpilzes. Eine bestimmte Silibinin-Konzentration blockiert die Transport-Systeme direkt an der Membran: Stoffe wie α-Amanitin können nicht in die Zellen gelangen, der enterohepatischer Kreislauf ist unterbrochen. Zellmembranen werden über ein Zusammenwirken von Silibinin und speziellen Membrankomponenten geschützt, die Transportabläufe der Leber selbst dadurch nicht gestört.
Bei α-Amanitin und Phalloidin handelt es sich um hochgiftige Toxine des Knollenblätterpilzes. Die Überlebensrate von Mäusen, die man damit vergiftete, konnte über Silymarin positiv beeinflusst werden. Entsprechende Präparate sind heute Standardbehandlung bei Knollenblätterpilzvergiftung.
Silymarin bzw. Silibinin wirkt als so genannter Radikalfänger bei der Verstoffwechslung von Alkohol. Freie Radikale befördern die Peroxidation von mehrfach ungesättigten Fettsäuren in Bio-Membranen. Die Zellmembranen werden zerstört, Leberzellen geschädigt. Silibinin unterbricht die Kettenreaktion der Peroxidation, indem es als Radikalfänger zur gesunden Balance physiologischer Entgiftungsabläufe beiträgt. Eine akute Vergiftung über Paracetamol oder Äthanol bewirkt einen Glutathionabfall in der Leber mit zeitgleicher Lipidperoxidation, – dieser Stoff verhindert das Schlimmste.
Silibinin hilft der Leber, sich zu regenerieren und stimuliert die RNA-Polymerase I (A) höchstwahscheinlich deshalb, weil eine Verwechslung mit zelleigenen Steroiden geschieht. Silibinin bindet nachweislich kompetitiv an gereinigte und isolierte Steroidrezeptoren, vermindert die hepatische Fibrosierung und kann Lebergewebeschäden reduzieren. Entzündungen und Nekrosen gehen zurück oder treten gar nicht erst auf.
Zahlreiche Studien belegen: Die genannten Leitsymptome chronischen Erkrankungen der Leber waren am Ende der Behandlung zurückgegangen bzw. ganz verschwunden: Die Vitalität kehrte zurück, Müdigkeit und Oberbauchdruck verschwanden merklich. Auch bei der Behandlung von Diabetespatienten mit Leberzirrhose wurden mit Mariendistel gute Erfolge erzielt: Antioxidativ wirkende Extrakte kamen auch hier zur wirksamen Anwendung, um Leberschäden durch freie Radikale zu behandeln oder diesen vorzubeugen.
Mariendistel-Präparate zeichnen sich nicht nur durch eine effektive Wirksamkeit, sondern zusätzlich durch ihre hervorragende Verträglichkeit aus: Über 200 wissenschaftliche Publikationen dokumentieren dies eindrucksvoll.
Anwendung
Die Früchte können als Tee aufgekocht werden. Effektiver ist jedoch die Einnahme von verkapselten Trocken-Extrakten.
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Dieser Beitrag wurde letztmalig am 28.06.2021 aktualisiert.